Verfasst von: jogrpress | Mai 12, 2013

Moskau (Москва́)

Vor dem Verkehr in Moskau (Москва) hatten uns alle gewarnt. Zum Glück sind während der Feiertage wenigsten die Hälfte aller Einwohner ausgeflogen. Wir drei, Gertrud, Walter und ich, besorgen uns einen Shuttlebus. Für Peter kommt das nicht in Frage, und zusammen mit Anton radelt er die Strecke von rund 200km auf vielspurigen Autobahnen und bedrängt von rücksichtlosen Autofahrern. Selbst Anton und die Gruppe der Radfreunde aus Wladimir mied diese Strecke bisher. Am Samstag treffen wir die Beiden wieder, wie verabredet am Roten Platz. Peter ist mit seinem voll bepackten Fahrrad gleich im Mittelpunkt und genießt das sichtlich.

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Wir haben inzwischen versucht ein wenig von Moskau kennen zu lernen und sind ganz in die Rolle des Touristen geschlüpft. Natürlich sind wir Metro gefahren und haben einfach mal Station gemacht in den grandiosen Bahnhöfen der Stalin Ära. Wahnsinn! Aber auch Kunstsinn.

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Wir kommen aus dem Staunen überhaupt nicht mehrherraus: Warenhaus GUM, Basilius-Kathedrale, Kremlmauer, Alexander Park, Ausflugsdampfer, Puschkin-Museum, Roter Platz, Arbat Viertel, Außenministerium, Kreml, Theater, Lubjanka … meine Füße qualmen!

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Walter ist die ganze Zeit auf Pirsch mit seiner Kamera und ganz begeistert von seiner Strecke. Das Wetter verwöhnt uns weiter mit hochsommerlichen Temperaturen. Im Puschkin-Museum haben mich vor allem die ganz alten Stücke fasziniert und SchliemannsSchatz von Troja„.

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Es wird Zeit Abschied zu nehmen, von Peter und Anton, von Russland und von dieser Reise und von diesem Blog. Wir sind froh und glücklich, dass wir dieses Abenteuer gesund und ohne große Probleme erlebt haben und werden heute nachmittag satt von Eindrücken nach Hause fliegen. Wer dem Blog folgte, konnte ja wenigstens virtuell teilhaben.

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Ich glaube, ich weiss jetzt wo Hundertwasser
seine architektonischen Inspiration her hatte.

Und zum guten Schluß möchte ich alle, die mit uns gestartet sind und natürlich auch alle, die uns verbunden sind, für Mittwoch abend, zu einer spontanen, improvisierten Abschlussfeier, einladen. Ort und genauen Zeitpunkt gebe ich noch bekannt, wenn ich in etwa abschätzen kann, wie viele Freunde wir wieder sehen werden. Bitte um schnelle Antwort, hier über den Blog oder über meine private Mailadresse oder Ladenmailadresse. Ein paar mehr Bilder werden wir an die Wand werfen und erzählen und essen und trinken ….

Es grüßen

Jörg, Gertrud und Walter

Verfasst von: jogrpress | Mai 10, 2013

9. Mai (09 Мая)

Noch so ein Feiertag (siehe auch) auf russisch, den ich mir nicht entgehen lassen möchte. Tag des Sieges über Nazideutschland, mit Parade und Veteranen, Militär und roten Nelken.

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Warum feiern wir in Deutschland eigentlich nicht das Ende dieses Krieges, der so viel Grauen und Leid über die Menschen brachte? Dieses Kriegsende, zu feiern unter der Prämisse „Nie wieder Krieg!“, läutete schließlich eine beispiellose Periode des Friedens für Deutschland und weite Teile Europas ein. Heute können wir uns hier völlig selbstverständlich in Russland bewegen, Freunde finden und willkommene Gäste sein.

Ich verbringe den ganzen Tag im Park bei der Uspenskij Sobor Kathedrale (siehe auch) und beobachte das Treiben, die Festtagsstimmung und all die Flaneure und Freizeitgenießer.

Verfasst von: jogrpress | Mai 9, 2013

26º Grad

Knapp am Sonnenbrand vorbeigeschrammt. Kaum zu glauben, es herrscht Frühling mit Sommersonne. Anton begleitet uns den ganzen Tag lang. Mit ihn habe ich endlich einen, der mir die Welt erklärt und geduldig meine Fragen beantwortet.

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Wir machen die große Runde zu den Sehenswürdigkeiten in und um Wladimir. Im Tal sind noch immer ausgedehnte Wasserflächen nach den Überschwemmungen der letzten Wochen.

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Am Abend, es ist kaum zu glauben, fährt Bürgermeister Sacharov mit uns eine Runde durch die Stadt. Er sagt, er fühlt sich durch uns animiert die Stadt mal aus der Perspektive des Radfahrers zu sehen. Wir sind beeindruckt und fühlen uns geehrt. Der Ausflug endet beim Fahrradclub und wir haben einen gemütlichen Abend.

20130508_195459Die Freunde vom Radtouristik Club im Gespräch.

Verfasst von: jogrpress | Mai 8, 2013

Wladimir (Влади́мир)

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Wir sind angekommen!

Mit uns kam strahlendes Wetter. Aus dem grünen Hauch auf den Büschen wurde innerhalb eines Tages ein grünes Kleid, gerade so, als schmücke sich die Natur für die zweite Runde der Mai Feiertage. Wir sind ganz aufgekratzt, gesund und ein wenig stolz, mit Peter diese erste Etappe über rund 3700km seiner „Tour de Friends“ ohne grössere Probleme bewältigt zu haben.

Im Erlangen-Haus werden wir herzlich von Irina empfangen und mit ersten Information versorgt. Danach beziehen wir unsere Zimmer im Hotel. Um 16 Uhr sind wir wieder im Erlangen-Haus und sind auch gleich zu Gast im dort laufenden Deutschkurs, während Peter mit den Freunden vom Radclub das weitere Programm organisiert. Anton und Genadi, die Erlangen bereits besucht haben, sind zu unserer Begrüßung gekommen. Schon eine Stunde später sitzen wir zu einer Tasse Kaffee beim Oberbürgermeister Sergej Sacharov im Rathaus.

Peter übergibt das Grußschreiben aus Erlangen. Radeln für die Städtepartnerschaft, was für eine ausgefallene Idee. In Kürze wird hier in Wladimir das dreißigjährige Jubiläum der Partnerschaft mit Erlangen begangen werden.

Anschliessend radelt Anton mit uns durch die Stadt und zeigt uns schon mal wo die Highlights sind. Wetter und Abendlicht tauchen die Stadt in Festtagsstimmung.

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Verfasst von: jogrpress | Mai 6, 2013

Су́здаль (Suzdal)

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Unsere Reise neigt sich dem Ende zu. Da mischt sich etwas Wehmut über das nahe Ende dieses Nomadenlebens mit der Vorfreude auf das Wiedersehen mit den Lieben daheim. Inzwischen sind wir in Suzdal (Суздаль) angekommen, der Partnerstadt von Rothenburg ob der Tauber. Die Städte sind auf eine gewisse Weise ähnlich pittoresk. Suzdal allerdings, ganz russisch, mit viel Raum zwischen den Sehenswürdigkeiten.

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Hier gibt es sogar Tourismus. Wir hören wieder Französisch, Englisch, Spanisch und Japanisch. Peter übergibt in Suzdal ein Grußschreiben aus Rothenburg an die dortige Bürgermeisterin Olga Gusewa.

Noch immer habe ich dieses wunderbare Erlebnis eines Schulanfängers, der erst langsam und vorsichtig Buchstabe für Buchstabe entziffert und der dann versucht dem einen Wortsinn zu entlocken.

20130504_165714Ein Beispiel zum Ausprobieren was es hiermit auf sich hat.

Am Ostersonntag spülte uns der Zufall in eine kleine Bäckerei mit Stehcafé im Wohnblockgebiet von Teykovo (Тейково). Wir bestellten Kaffee und suchten verschiedene Teilchen aus dem reichhaltigen Angebot frisch gebackener Köstlichkeiten. Beispielsweise diese Teigtasche, warm, in Fett ausgebacken und gefüllt mit so einer Art Kartoffelklosteig.

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So kommen wir ins „Gespräch“ mit den Verkäuferinnen. Wir sind hier wie Besucher vom anderen Stern. Vor lauter Begeisterung über unsere Begegnung bekommen wir drei rot gefärbte Ostereier überreicht und ein Osterbrot (Hefeteig) mit Zuckerglasur dazu.

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Russland hätte noch so viel zu bieten und zu entdecken. Ich wünschte mir oft jemanden wie Inga als gebürtige Russin an die Seite, um einfach mehr zu verstehen, gerade so, wie ich es mit Allen in Indien erleben durfte.

Verfasst von: jogrpress | Mai 4, 2013

Яросла́вль (Jaroslawl)

Wir erleben die Stadt (auch Jaroslawl, oder und Ярославль in Feiertagsstimmung. Es sind Feiertage, Karfreitag und am Wochenende das orthodoxe Osterfest. Alle sind auf den Beinen und weil die Sonne scheint, zeigt die Damenwelt diese auch schon gerne ein wenig her. Dabei genügt es einfach frei zu haben, raus zu gehen und zu flanieren. Es fehlt das draufgesetzte Kosumangebot. Sehr angenehm.

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Peter findet, eine Kirche in Russland ist nur dann eine richtige Kirche, wenn daran gebaut wird. Ich denke er hat Recht. Es gibt jede Menge Kirchen, und die haben lange Zeit sehr unter Vernachlässigung gelitten. Das ändert sich gerade.

Bei der Menge an Kirchen muss die Religion vor der Revolution eine tragende Rolle gespielt haben. Wir verbummeln den Tag, lassen uns mit den Spaziergängen treiben und geniessen, wie alle anderen hier, diesen Fruehlingstag. Der Sache mit dem „Open Air Konzert“ sind wir auch auf den Grund gegangen. Das kam uns doch schon etwas komisch vor was da alles ohne Pause geboten wurde. Und tatsächlich wir fanden die Quelle: Musikalisch unterlegte Wasserspiele!

Weil es so schön war, haben wir uns nochmal das Programm vom Vorabend gegeben. Den Sonnenuntergang beobachten und auf die gegenüberliegende Stadt gucken. Dabei ganz ruhig werden, wie die gemächlich dahinfliessende Wolga.

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Verfasst von: jogrpress | Mai 3, 2013

Die Wolga

„Vor fünf Woche waren wir um die Zeit noch nicht in Speichersdorf, heute sitzen wir an der Wolga“, stellt Walter nachmittags in Tutaev fest. Unglaublich, aber wahr.

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Seit Rybinsk folgen wir dem Oberlauf der Wolga, die hier sofort schon so breit ist, wie die Elbe bei Dresden. Unsere Nebenstraßen führen uns weg vom Fluß, hinauf auf die Höhe und es ist alles ganz ruhig, keine Motorengeräusche, nur drei Falken bei Flugübungen. Dazu das flache Licht der Sonne die die Landschaft mit Licht und Schatten ganz plastisch modelliert. Das sind Traumstunden des Radfahrens. Abends erreichen wir Jaroslavl (Ярославль und siehe auch) und der Campingplatz erweist sich als Volltreffer, denn er liegt genau gegenüber der Mariä-Entschlafens-Kathedrale mit ihren fünf goldenen Kuppeln. Drüben läuft zudem ein Open Air Klassik Konzert und die Wasseroberfläche ist die perfekte Reflektionsebene. Dazu das Farbenspiel des langen Sonnenuntergangs während sich die Stadt ihr funkelndes Abendkleid ueberzieht. Dabei bleibt es zum ersten Mal warm genug, dass ich bis spät draussen sitzen kann. Der Frühling ist angekommen.

Verfasst von: jogrpress | Mai 2, 2013

1. Mai

Das war ein Feiertagsausflug. Russland in Sonntagsstimmung. Weniger Verkehr, kleine Straßen hier am See. Fast wie in Lettland an der Ostsee. Alles wirkt friedlich, die Häuser haben Farbe und die Fensterrahmen sind kunstvoll verziert. Ein Sinn für Ästhetik an Haus und Garten. Dazu scheint die Sonne. Wir alle sind inzwischen in den Gesichtern ganz schön verbrannt. Für ein paar Kilometer ziehe ich sogar schon die Mütze und die Handschuhe aus.

Wir begegnen einer Gruppe junger Leute auf Radtour. Grosses Hallo! Zur Kommunikation werden Hände, Füße, englische, deutsche und russische Brocken eingesetzt. Die sind aus Archangelsk und wollen nach Vologda (Вологда).

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Die Weidenkätzchen haben inzwischen voll ausgetrieben.

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An den Laubbäumen ist aber noch immer noch kein Blatt. Aber einen Biergarten haben wir gefunden und im Freien zu Mittag gegessen.

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Die Saison ist also eröffnet.

Schließlich finden wir rein zufällig den ersten geöffneten Campingplatz auf dieser Reise in Okulovo. Wir beenden unsere Etappe vorzeitig und geniessen einen zweiten Sonnenuntergang am See. Hier in der Bucht ist der See auch schon eisfrei und die Fischer, Jäger und Angler haben ebenfalls Saison.

Verfasst von: jogrpress | April 30, 2013

Aprilwetter

Den ersten heftigen Schauer hatten wir noch ganz bequem, trocken und warm in einem dieser Trucker Cafes ausgesessen. In der Anfahrt auf Cherepovec (siehe auch; Череповец) hat es uns dann ordentlich geduscht. Bilder einer Endzeitstimmung bleiben mir im Kopf. Riesige Chemie- und Kraftwerke, mit ihren Dämpfen und Gerüchen, vor den dunkelgrauen Regenwolken; Kühltürme, Rohrleitungen, die Gischt der endlos überholenden LKWs, nasse Straße, riesige Pfützen, in denen sich Schlaglöcher verbergen, regennasse Brille, kaum ablesbares Navi, das immer mal wieder einen widersinnigen Haken schlagen möchte. Wir finden unseren Weg durch die Stadt.

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Irgendwann läßt der Regen nach. Walter fährt sich noch einen Platten, der Regen nimmt wieder zu, und wir flüchten für die Reparatur unter ein Dächlein. Bis alles fertig ist, und wir wieder aufbrechen können, hat auch der Regen ein Einsehen. Uns stellt sich nur noch die Aufgabe der nassen Straße mit den Pfützen und der Gischt. Irgendwann setzt sich sogar die Sonne durch. Die Stimmung steigt, und der kleine Hagelschauer zwischendurch kann das auch nicht ändern.

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Wir haben es wieder mal geschafft. Nun liegen wir ganz zufrieden in unseren Zelten direkt am Rybinsker Stausee. Es ist die Walpurgisnacht zum ersten Mai. Der See ist noch komplett zugefroren.

Verfasst von: jogrpress | April 29, 2013

Borschtsch

Wir schlafen die vierte Nacht in Folge im Zelt. Hier gibt es Wald links und Wald rechts und mittenhindurch eine Straße mit wechselnder Qualität.

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Abends versorgen wir uns an LKW Fahrer Raststätten, radeln noch ein paar Kilometer und schlagen uns dann irgendwo in die Büsche. Zum Essen gibt es fast immer erstmal eine Suppe; Borschtsch (Kochvideo!) mit saurer Sahne (Smetana), Hühnersuppe, Soljanka oder Bohnensuppe. In der einen Hand den Löffel, in der anderen Hand ein Stück Brot.

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Morgens gehts dann wieder auf die Piste. Heute Morgen schien dabei ganz warm die Morgensonne auf unsere vom Rauhreif vereisten Zelte. Wir mussten dann erstmal achtzig Kilometer fahren, um irgendeine Infrastruktur zu finden. Um so erstaunlicher, dass ich diesen Blog life aus dem Zelt irgendwo bei Čerepovec schreiben kann. Verlieren können wir uns auch nicht mehr – es gibt nur eine Strasse. Der Verkehr ist zuweilen sogar erträglich. Allerdings kommt es immer wieder vor, dass einer von uns bedrohlich dicht überholt wird. Das Bankett ist oft sehr weich und läd in solchen Situationen nicht zum Ausweichen ein.

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Manchmal sind ein paar Holzhäuser in Sichtweite. Ein Dörfchen, wie aus dem letzten Jahrhundert. In den Wäldern steht überall Schmelzwasser, braungefärbt – moorig. Die Flüsse haben ebenfalls diese Farbe, fliessen meist träge und breit, weit über den Ufern.

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